Die erste große Auslandsreise der GPC Kanuten im Jahr 1951 war eine beeindruckende Leistung. Der Krieg war erst vor kurzem beendet worden, das Geld war knapp und von sowas wie Autos konnte man nur träumen. Für die Einreise mit der Bahn nach Frankreich benötigten die Paddler einen gültigen Reisepass und sogar ein Visum. Die Devisen wurden zwangsbewirtschaftet, lediglich 75 DM durfte jeder Einzelne mitführen, für den Umtausch im Land hatte die Banque de France einen für uns Deutsche ungünstigen Tauschkurs vorgeschrieben. Niemand wusste darüber hinaus, wie wir als Besucher aus Deutschland so kurz nach Kriegsende aufgenommen werden würden.
Die ersten Sätze aus Gerhard Hübeners Fotoalbum über die erste große Reise von GPClern:
”3. August 1951, 2.30 Uhr nachts. Ein Zug rollt in Richtung Kehl, deutsch-französische Grenze. 16 Kanutinnen und Kanuten träumen in einem Abteil von den kommenden Erlebnissen auf Rhône, Ardèche und Mittelmeer in Südfrankreich. 12.30 Uhr: Zoll- und Grenzkontrolle besser überstanden als vermutet. Da donnert der Zug schon über die große Rheinbrücke und rollt nach Straßburg, dessen Münster uns grüßt: Wir sind in Frankreich!”
Auf der Reise vom 2. bis 26. 8. 1951 hatten die Göttinger 10 Faltboote dabei, meistens Zweier. Das Boot wurde zusammen mit Zelt und Gepäck auf den Bootswagen geladen und zum Bahnhof geschoben. Die Reise war unter heutigem Zeitgeist betrachtet mit einem geringen CO2 Fußabdruck verbunden unter Verwendung nachhaltiger Ausrüstung: Zelte und Kleidung aus Baumwolle, extrem langlebige Boote aus Holz, Baumwolle sowie einer Gummihaut, Holzpaddel und Transport von Hand und mit der Bahn. Eine Vorstellung einer solchen Exkursion vermittelt dieses Foto:
Es ging zunächst mit dem Baselexpress bis Kehl. Über Straßburg führte die Fahrt durch das Doubstal nach Seyssel im Département Haute-Savoie in der Region Auvergne-Rhône-Alpes. Dort wurde an der Rhône gezeltet und die Rhône mit den Faltbooten befahren. Es ging weiter zum nahegelegenen Bergsee Lac du Bourget. Gezeltet wurde am Nordende des Sees in Conjux sowie bei Aix-Les-Bains.
Weiter ging es nach La Balm im Département Savoie in der Region Auvergne-Rhône-Alpes zum Rhonedurchbruch. Etappen in Briord, am Canal de Jonage vor Lyon, Vienne. In Le Teil wurde an der Rhône unter der der großen Hängebrücke gezeltet. Weiter ging es mit den verpackten Faltbooten auf den Bootswagen zum Bahnhof. Von dort Fahrt mit Dieseltriebwagen nach Ruoms im Département Ardèche. Gepaddelt wurde die Ardéche dann bis Vallon, was sehr beschwerlich war, da die Strecke mit 9 Wehren auf 9 Kilometer aufwartet. Es wurde die gewaltige Naturbrücke Pont de Arc passierte und man befuhr den einzigartige Ardeche-Canyon ca. 40 km bis St. Martin. Bleibende Erinnerung blieb die im Film festgehaltene Kenterung von Giesela und Gerd Hübner. Verletzt wurde niemand, aber sein Fotoapparat war hinüber.
Weiter ging es bis zur Mündung der Ardeche in die Rhone bei Pont St. Esprit und im Boot bis Avignon, wo das Biwak am Fluß gegenüber dem Papstpalast augeschlagen wurde. Nach der Stadtbesichtigung in Avignon gab es noch drei genussvolle Ruhetage am Mittelmeer in den Calanques bei Cassis östlich von Marseille.
Von dieser Reise gibt es einen schönen 16 mm-schwarz/weiss-Stummfilm, der damals dem staunenden Publikum in einem Göttinger Kino gezeigt wurde. Wir haben ihn digitalisiert und zeigen Euch hier eine gekürzte Fassung:
Das liebevoll zusammengestellte Fotoalbum haben wir abgescannt und zu diesem Video zusammengefügt: